WENIGER IST MEHR


VON RÜDIGER ZUR BONSEN

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12. Oktober

Weniger ist mehr

Oder: Eine fortlaufende Echtzeitreportage Ihres Hausarztes zum Thema der aktiven Gewichtsreduktion | Teil 11


Drei Wochen später | Der Kampf geht weiter

12 Wochen/10,5 kg, ein Rückschlag? Nein, die Umstände! Wir waren in Österreich unterwegs und haben uns eine schöne und langwierige Erkältung eingefangen – wahrscheinlich auf dem Bahnsteig der stets zuverlässig verspäteten Deutschen Bahn. Die Laufschuhe und Gymnastik-Bänder habe ich dann nicht mehr auspacken müssen.

Trotzdem hatten wir zunächst das, was bislang unerwähnt blieb, vermehrt: die normale Bewegung des Alltags, das Herumlaufen auf den eigenen Füßen, durch das schöne Wien und den Indian Summer der strahlenden Berglandschaft. Zuhause noch fiel mir wieder einmal auf, wie sehr sich die alltägliche Bewegung reduziert hat. Wir sitzen im Auto, auf dem Bürostuhl, im Theater oder Kino, beim Essen, vor dem Fernseher oder Computer etc. Ich ließ das Auto stehen, nahm Rucksack und Fahrradtasche und radelte zum Supermarkt. Es war anstrengender, aber ich nahm doch auch einiges aus meiner Umgebung wieder vermehrt wahr und mit, an dem ich sonst vorbeigesaust bin. Jeder Traveller weiß: je langsamer die Reise, desto stärker die Eindrücke! Oder: Du bist nirgendwo gewesen, wo Du nicht zu Fuß warst!

Ein lieber Freund ist Diplomsportlehrer und stellt folgendes fest: Vor einer Generation waren Kinder nach der Schule mittags zuhause am Tisch, machten danach Hausaufgaben und liefen oder radelten gegen 15h zu den Freunden, um da jemanden herauszuklingeln und bei gutem Wetter draußen zu spielen. Heute wird das Kind, wenn er nachmittags aus der Lehranstalt nach Hause gekommen ist, mit dem Auto  zum Verein gefahren, stellt sich dort in die Reihe, bis es dran ist und wird dann wieder zurücktransportiert. Er berichtet ernsthaft von weiteren Kindern, die umfallen, wenn sie rückwärts-laufen sollen oder nicht auf einer geraden Linie vorwärts gehen können.

Ich habe nun gerade wieder mit meinem Sportprogramm wie gewohnt begonnen. Die Perspektive ist schön. Vor der Urlaubsreise konnte ich mit Tenniskumpels nach langer Pause einmal wieder lange Bälle schlagen und mit meiner hurtigen Tochter joggen gehen.  Auch bei unserer alten Laufgruppe habe ich mich schon einmal angekündigt, nachdem ich zuletzt 8,5 km lief. Meine Familie werde ich nacheinander zum Badmintonspiel herausfordern. Da eröffnen sich doch schöne Aussichten: eine ganze weitere Qualität des Sports!

Vor Jahren wurden in einer Doku-Sendung einer vierköpfigen Familie 20,- € gegeben. Diese kaufte bei McDonalds ein und es reichte nicht für ein sättigendes Mittagessen für alle. Dann wurde einer erfahrenen Hausfrau (bestimmt schwäbisch) die gleiche Summe gegeben und sie kochte mit dem Gekauften 2 ½ gesunde Mittagessen inkl. Nachtisch für vier Personen. Ich kaufte für andere kürzlich 2 große Säcke Kartoffeln und ein großes Netz voller Zwiebeln ein und zahlte zu meiner völligen Verblüffung keine 5,- €. Wegen des erheblichen Methangas-Ausstoßes durch Rindviecher wurde vorgeschlagen die Bestände in Deutschland zu halbieren, was einen großen Aufschrei bewirkte: arme Menschen könnten sich jetzt kein Fleisch mehr leisten! Ich weiß nicht, ob die Aufgeregten mit Fleisch vielleicht die täglichen Currywürste und Burger meinten, erinnere mich aber noch an den besonderen „Sonntagsbraten“, den es eben sonntags gab.

Natürlich ist ein tellergroß platt geklopftes und dann paniertes Kalbsschnitzel staunenswert, aber außerhalb von Wien wird es ganz gut auch wieder ohne gehen.